Autor Thema: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler  (Gelesen 16075 mal)

Offline XJ6-in-Ulm

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Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« am: Mi.16.Mai 2018/ 10:52:01 »
Hallo Gemeinde,

Das Leder meines Jaguar´s war beim Kauf alles andere als schön. Die 34 Jahre hat man ihm durchaus angesehen und angefühlt, auch wenn keine größeren Beschädigungen zu sehen waren. Hart und spröde. Der Käufer des Neuwagens im Jahre 1980 hatte sich dazu noch entschieden, die silberne Außenhaut mit mintgrünem Teppich und beigem Leder ausstatten zu lassen...  :tongue!

Zum Teppichlieferanten hab ich mich ja schon geäußert, siehe anderer Beitrag.

Im Raum Ulm habe ich einige Kfz-Sattler abgeklappert. Beim Preis für neues Leder waren sich alle einig: 3.500 Euro. Gelandet bin ich für 2.500 Euro dann hier:
https://www.polsterei-hinder.de/
Herrn Hinder kann ich nur weiterempfehlen. Einwandfreie Handarbeit! Schwarzes Leder mit silberner Naht, Machart wie das Original. Während des Winterschlafs habe ich die Sitze ausgebaut und ihm gebracht, so hatte er genug Zeit für sein Werk.

Aber auch wer nicht in der Region wohnt: Einfach mal nach nem Möbelpolsterer statt dem Kfz-Sattler suchen. Auf Referenzen achten (siehe Beispiele bei Rene Hinder). Geld sparen.

Gruß
Ebbo

Offline Andrea Sitzwerkstatt

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Re: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« Antwort #1 am: Mi.16.Mai 2018/ 17:38:38 »
Hallo,

ja, wie soll ich es formulieren ohne hier jemanden auf die Füße zu treten. verusche es einfach mal.

1. Ein Laie/Kunde kann die von aussen sichtbare Arbeit und auch deren Unterbau oft (ohne intensive Beratung/Erklärungen/Bilddoku + oft durch günstige Preise geblendet) nicht fachgerecht einschätzen, denn Verarbeitungs- + Bearbeitungsfehler treten oft erst dann zu Tage wenn die Garantiezeit abgelaufen ist, ist ja auch kein Daily mit ständiger Beanspruchung.

2. Habe in meiner beruflichen Laufbahn schon sehr viele mißglückte Arbeiten gesehen, manchmal waren es sogar "Wiederkehrer", die sich nach meinem KV an einen günstigeren Anbieter gewandt hatten und nun heulend bei mir in der Werkstatt standen. Dann muss ich oft mit Verarbeitungen kämpfen, bei denen schon das normale Sattler-Grundwissen nicht vorhanden war. Von dem Spezialwissen zur Restauration von Oldtimern will ich hier gar nicht erst sprechen. Und der Kunde muss dann sozusagen 2x zahlen. Mir tut vor allem das verschwendete Material und die Fahrzeuge leid, die dann so unschön da stehen müssen.
Schadenfreude wäre da völlig fehl am Platze. Wenn der Wiederkehrer jedoch einem guten Autosattler gleich den Zuschlag gegeben hätte, wäre es für seine Nerven und auch seinen Geldbeutel besser gewesen. Rette selbst was noch zu retten ist, Spaß macht es jedoch nicht wirklich, den Murks anderer zu beseitigen.

3.  Sehr häufig waren bei diesen "Nachbearbeitungen" der Prozentsatz der Polsterer oder Raumausstatter mehr als hoch. Hinzu kamen noch einige völlig talentfrei oder unlustige Sattler ohne jegliche Liebe zum Fahrzeug oder dem eigenen Handwerk, die waren jedoch eher selten vertreten, kamen aber auch mal vor. 

4. Wenn auf einer HP sich nur Polstermöbel aneinander reihen oder vielleicht noch ein paar Motorrad-Sitzbänke und ein einfacher Autositz abgebildet ist und keinerlei Oldtimer zu finden sind, würde ich von einer Auftragsvergabe absehen wollen.  Aber man kann auch mal Glück haben und der gesunde Menschenverstand ist auch oft hilfreich bei der Entscheidungsfindung.

5. Als Autosattler ist man ja schon mit der KFZ-Materie sehr eng vertraut und Gewindeschneider, Helicoil und EPC sollten  keine Fremdworte sein.

6. Versuche es mal mit einem Beispiel zu erklären. Bäcker und Konditoren verarbeiten beide Mehl, am Ende jedoch kommen ganz verschiedene Produkte dabei heraus. Der eine kann kein gutes Brot backen und der andere keine Hochzeits-Torte bauen, weil sie ganz unterschiedliche Verarbeitungsarten haben. Bei den beiden Handwerken Raumausstatter/Polsterer und Autosattler verhält es ganz ähnlich. 

7. Entscheiden muss das natürlich jeder selbst und wer weniger ausgibt bekommt auch weniger. Wünsche allen ein gutes Händchen bei der Auswahl des Handwerkers. Bei mir wird auf haltbare Verarbeitung und Langlebigkeit viel Wert gelegt. Wer das nicht zahlen kann oder will, der muss eben Glück haben.

Mittelmaß ist der Tod der Perfektion

The quality remains long after the price is forgotten - Sir Frederick Henry Royce - Mitbegründer von Rolls-Royce


Mit freundlichen Grüßen aus der Sitzwerkstatt
Andrea - Mo-Sa 5 Werktage nur nach Terminvereinbarung
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Offline XJ6-in-Ulm

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Re: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« Antwort #2 am: Mi.16.Mai 2018/ 20:18:29 »
Hallo Andrea,
Großes Lob! Hervorragende Eigenwerbung!
Natürlich hat Handwerk seinen Preis. Und den bezahle ich auch gerne. BeimBäcker genauso wie beim Leder. Der Möbelpolsterer ist übrigens auch Handwerker. Meister. Beste Referenzen. Schöne Beispiele auf seiner Homepage. In seiner Werkstatt zu begutachten. Gerne besucht von den Oldiefahrern im weiten Umkreis.
Nur eine Bemerkung noch: Weil der Kfz-Sattler weiß, dass viele Menschen bereit sind viel Geld für ihr Hobby auszugeben, heißt das noch lange nicht, dass sein üppiger Aufpreis tatsächlich auch einen tatsächlichen Gegenwert hat. 

Gruß
E.

Offline Andrea Sitzwerkstatt

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Re: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« Antwort #3 am: Do.24.Mai 2018/ 17:32:07 »
Hallo Ebbo,

hoffe Du hast Glück bei Deiner Wahl.

Und diese Bemerkung oder Unterstellung meiner gesamten Zunft gegenüber, mit dem Aufpreis und dem tatsächlichen Gegenwert finde ich persönlich schon mehr als unfair. Habe auch generell nichts gegen Polsterer oder auch anderer Gewerke, warum auch, es sind Handwerker genau wie ich, nur nehme ich auch keine Aufträge an, von denen ich keine Ahnung habe. Das ist der eigentliche Knackpunkt.
Von Materialinformationen, genauer Modellrecherche, Farbberatung, Nähproben und Entscheidungshilfen will ich hier gar nicht erst anfangen. Auch das braucht seine Zeit.

Denn ob jemand anständiges Material incl. gutem Kleinmaterial auch anständig und langlebig verarbeitet hat, sieht man ja häufig erst nach sehr vielen Jahren und leider nicht unbedingt nur an der gezahlten Summe. Dann wäre es ja einfach.

Wer seine Handwerker-Ehre hoch hält und mit viel Liebe und Handwerkskunst an den geliebten Schätzchen seiner Kunden arbeitet, braucht sich auch nicht rechtfertigen. Es hat ja jeder die freie Wahl, geh wohin Du willst.

Wollte nur mit meinen über sehr viele Jahre gemachten Erfahrungsschatz Eure Sinne schärfen, damit ihr alle eine gute Auswahl treffen könnt und es war auch überhaupt nicht auf Deine Polsterei gemünzt. Wer das als Eigenwerbung sieht, ja der sieht das eben so. Da kann ich auch nichts dran ändern.

Mir tut einfach das verschwendete Material + Geld des Kunden und vor allem die Fahrzeuge und leid, die in völlig falsche Hände geraten sind. Das hat keine Katze und auch keine anderen Fahrzeuge verdient. Liebe geht eben auch durch den Wagen. Der eine oder andere wird das auch nachvollziehen können.

Das war es was ich hier noch mal explizit klarstellen wollte. Leider habe ich nicht immer so viel Zeit um zeitnah zu antworten, aber es ist ja nie zu spät.

Lange vor dem Können kommt das eigentliche Wollen.
Mit freundlichen Grüßen aus der Sitzwerkstatt
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Offline Andrea Sitzwerkstatt

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Re: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« Antwort #4 am: Do.24.Mai 2018/ 17:38:10 »
Hab mich verklickt, sorry.
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Offline Andrea Sitzwerkstatt

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Re: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« Antwort #5 am: Do.24.Mai 2018/ 17:39:02 »
Hallo Andrea,
Großes Lob! Hervorragende Eigenwerbung!
Natürlich hat Handwerk seinen Preis. Und den bezahle ich auch gerne. BeimBäcker genauso wie beim Leder. Der Möbelpolsterer ist übrigens auch Handwerker. Meister. Beste Referenzen. Schöne Beispiele auf seiner Homepage. In seiner Werkstatt zu begutachten. Gerne besucht von den Oldiefahrern im weiten Umkreis.
Nur eine Bemerkung noch: Weil der Kfz-Sattler weiß, dass viele Menschen bereit sind viel Geld für ihr Hobby auszugeben, heißt das noch lange nicht, dass sein üppiger Aufpreis tatsächlich auch einen tatsächlichen Gegenwert hat. 

Gruß
E.
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Offline XJ6-in-Ulm

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Re: Leder: Alternative zum Kfz-Sattler
« Antwort #6 am: Mo.28.Mai 2018/ 11:55:29 »
Hallo Andrea,
wir wollen uns ja hier nicht "an´s Leder gehen", sondern Erfahrung austauschen. Drum finde ich unseren Schriftwechsel wirklich gut. Deinen Einsatz und Deine Fähigkeiten bezweifle ich nicht im Geringsten. Handwerk finde ich super und unterstütze das auch, wo ich kann. Alles, was Du aber an "Checkpunkten" aufgeführt hast (sich Zeit nehmen, Muster und Material vorstellen, genaue Absprache, wie und was gemacht werden soll, Referenzen, etc.) habe ich nur bei Herrn Hinder (dem Möbelpolsterer) gefunden. Das neue Leder hat nun 5 Jahre und 20tkm hinter sich - und sieht aus wie neu.
Deshalb kann ich mir beim besten Willen nicht ausmalen, was die hießigen Sattler mir für 1000 Euro Mehrpreis da noch bieten wollten. Zumal sich von denen keiner auch nur 10 Minuten Zeit genommen hat, sich mein Anliegen anzuhören. Da wurde einfach ein Preis in den Raum gworfen - und hier unterstelle ich, dass der dann so oder so reichlich auskömmlich gewesen wäre.
Als unfair kann ich die Mitteilung meiner Erfahrung nicht empfinden. Natürlich steht es jedem frei, zu machen, was er für richtig hält. Die Augen offen zu halten und auch mal nach Alternativen ausschau zu halten ist aber sicher kein Fehler. Und natürlich sollte man da auch auf Referenzen und Qualität achten. Ich und einige andere Oldie-Fahrer in der Region fühlen sich da bestens aufgehoben. Und vielleicht gibt es solche "Glücksgriffe" ja auch anderswo, wenn der Sattler nichtmal Lust hat, sich anzuhören, dass man die Naht gerne in einer anderen Farbe hätte.
Dein Engagement zeigt mir, dass Du da offensichtlich mit mehr Herzblut an die Arbeit gehst. Und dafür nochmal mein großes Lob. Hätte ich so jemanden bei den Ulmer Sattlern gefunden, wäre ich sicher nicht beim Möbelpolsterer gelandet - mit dem ich aber, ich wiederhole mich - nun mehr als zufrieden bin.