Autor Thema: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk  (Gelesen 13037 mal)

Offline Peter Pleyer

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Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« am: Di.26.Dez 2006/ 19:09:06 »
Ein Weihnachtliches Hallo an alle Selbstschraubenden, da haett ich doch nun mal ne Frage!
Vorgeschichte: Vor 2 Jahren habe ich bei meinem 3.6er die VA-Querlenkerbuchsen machen lassen, aus Zeitmangel und auch weil das Auto w.g. leichtem Heckschaden sowieso beim Docktor war. Da habe ich dann auch gleich die oberen Kugelgelenke mitbestellt...na wenn die Raeder sowieso unten sind, oder? .....und die 2 Dichtmanschetten fuer die Unteren Kugelgelenke die gerissen waren. So...dann kamen die unteren Manschetten  nicht rechtzeitig, also Auto abgeholt und 14Tage spaeter die beiden Manschetten. So weit so gut! Jetzt bin ich eh' am Kupplung machen...warte auf Teile....und hab' also gedacht ich tausch mir eben die unteren Manschetten.  :super
So, einen Tag und die halbe Nacht habe ich versucht den Kugelkopf rauszukriegen...einen Standard- und einen selbstgemachten Abzieher GESPRENGT!... :tongue! :tongue!...unglaublich wie fest das Zeug nach 20 Jahren ist! Am Ende bleibt nur der logische Weg: VA auseinanderbauen, untere Querlenkerschwinge raus, dafuer ersma Lenkgetriebe ab sonst geht die Schraube nich raus, dann Lenkkugelkopf und Bremszange ab, VA-Feder unterstuetzt und unteren Federteller ab....dann die beiden Teilchen (Querlenker und Achsschenkel kpl) unter ne Presse und QUACK! .....NEEEEEEEE!, oder?  :-X
Also hab' ich mit dem Brenner schoen das Teilchen rundrumzu heissgemacht auf Gelb und einen Schlag mit MOTTEK! Plong! Da lags!
Abgesehen davon dass der Kugelkopf fast die Groesse einer Anhaengerkupplung hat, jetzt die Frage:
Gibts noch nen anderen Weg? Ich waer fast gestorben bis ich endlich zur Schlauchsaege gegriffen habe!!!
Wohl dem der Gas und Sauerstoff im Hause hat, kann ich da nur sagen!
Gruss
Peter :xxx
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Offline Rolf Bohrmann

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #1 am: Mi.27.Dez 2006/ 21:12:15 »
Hallo Peter,

ich hatte vor ca. 20 Jahren auch schon einmal dieses Problem an unserem seinerzeitigen XJ-S HE. Da half nur ein hydraulischer Kugelgelenkabzieher, um die Demontage im eingebauten Zustand durchführen zu können.

Siehe unter

http://www.kukko.com/download/pdf/katalog_de_01.pdf

auf Seite 77!

Gruß
Rolf B.

P.S.: Nur so zur Anmerkung - Fa. Keisler in den U.S.A. baut für Jaguarmotoren 11" Kupplungen mit eigens dafür hergestellter Kupplungsglocke

Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #2 am: Mi.27.Dez 2006/ 23:16:55 »
rauszukriegen...einen Standard- und einen selbstgemachten Abzieher GESPRENGT!... :tongue! :tongue!...

Hm ..  wie hoch war denn das moment schätzungsweise?  Üblicherweise genügten wohl 70 Nm +  passungsrost-zuschlag.  Wenn ich nicht genau wüßte, daß du auf gutes werkzeugs achtest, würde ich auf einen ungelegierten c45 tippen.  Ein solcher bricht schon an der obi-kasse auseinander.   :xxx

Gelbglühen des achsträgers ..  ich weiß nicht,  da  hätte ich 1 schlechtes gewissen von wg aufhärtung  und versprödung.  Dann besser  mit gewalt-

(hatte neulich ein ähnliches problem .. die alufelge wollte ums verrecken nicht  von der nabe. Kette durch die oberen löcher gezogen und mit einem 2 m langen 5zöller-rohr gestemmt und gehebelt - nix, nada, njeto!  Über nacht kriechöl einwirken lassen,  und wieder nichts.  Dann mit vollem gewicht abgestemmt, und dann hat's endlich gekracht.

Gehst du zur katze - vergiß den hammer nicht -  also sprach: peter



« Letzte Änderung: Mi.27.Dez 2006/ 23:20:08 von Peter. J. Ortmann »
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Offline Peter Pleyer

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #3 am: Do.28.Dez 2006/ 13:31:46 »
Nene...lieber nicht mit roher Gewalt. Wo Abzieher versagen ist der thermische Weg besser. Aufhaertung spielt bei langsamer Abkuehlung kaum eine Rolle. Gehaertet is ja nix....das kann man mit der Feilenprobe recht einfach feststellen. Spricht also nix gegen die Schlauchsaege. Ich wuerde sogar sagen das das die schonendste Art der Guetertrennung ist.
Pschhh....KLONG! Fertisch!  ;D ;D
@Rolf:
Wahnsinn! Ein 11" Spaghettiteller.... :D :D Na...die muss wohl halten!  :super
Gruss
Peter   :xxx
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Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #4 am: Do.28.Dez 2006/ 16:01:23 »

Nützt ja nix wenn ich dir sagte, ich machte es auch so  in letzter
verzweiflung, oder auch nicht.   :xxx Das teil ist gesenkgeschmiedet und hat weißderteufel einen definierten wärmeprozeß durchlaufen.  Ich wüßte auf anhieb nicht, was im gefüge passiert bei kurzfristiger erwärmung und schneller abkühlung; was sich an der korngrenzen absetzt etcetera.   ??? Alles theorie bis zum erlebten ernstfall: ich wurde mal zeuge, wie ein zartes persönchen eine schrankenkurbel zerlegt hat -  25 mm rundstahl und dauerbruch  :tongue!.  Wie aus dem lehrbuch: umlaufwechselbiegung,  aufhärtung, kerbbildung, und knack. 

Erst die theorie, dann das vergnügen: peter





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Offline Peter Pleyer

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #5 am: Do.28.Dez 2006/ 18:37:07 »
Hallo Peter,
ja...ich gebe dir Recht! Beim Gesenkschmieden kommt es auch auf richtige Abkuehlung an! Aber wie gesagt, die Waermezufuehr durch die Schlauchsaege ist ein thermischer Stress den das Dinge gut abkann. Abkuehlung heisst auch beim Gesenkschmieden im Normalfall "an der Luft", wobei unter "rotbraun" dann meist im Produktionsprozess schon in Salzwasser abetaucht wird, hier findet keine Gefuegeumwandlung mehr statt. Beim Abkuehlen sollte man dann einfach nur auf Zugluft achten, DIE koennte naemlich schon was versauen. (Grade im Winter) Aber bei Tor zu und ruhig Blut tut sich da noch nix.  ;) Da bin ich, aufgrund spezifischer Erfahrung mit Schwermaschinen, ganz beruhigt!
Gruss
Peter :xxx
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Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #6 am: Fr.29.Dez 2006/ 10:30:25 »
Hallo Peter, bitte kein vertun, mir geht es nicht um recht haben; ich will nur klären, was ich nicht weiß  :-\  Mich stutzig macht das gelb-glühen.  ??? Das dürften punktuell ca 700-800 ° in der wez sein.  Das heißt  da haste einen tempgradienten übers bauteil mit kritischer abkühlgeschwindigkeit, möglicherweise (!) mit teilweiser, unvollständiger phasenumwandung, grobkornbildung,  aufhärtung und erhöhter spannungsrissneigung.  Und das bei einem geschmiedeten achsträger .. 

Gut und schön, dir würde ich die sache immer unbesehen glauben :+++, doch dem geneigten schrauber wollte ich vorsichtshalber raten - finger weg vom brenner.   :gruebel

(womit deine frage nach der alternative immer noch der einfachen lösung harrt, wahrscheinlich  gibt's keine - meint: peter)



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Offline Marcel

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #7 am: Fr.29.Dez 2006/ 11:46:21 »
Hallo Peter und Peter,

so ein Achsträger ist doch ein massives Teil, dass so schnell nicht abkühlt - ich nehme mal nicht an, dass der Peter es gelbglüht und dann in flüssigen Stickstoff schmeißt. Und selbst dann wirst Du allenfalls auf der Oberfläche ein sprödes, hartes Gefüge bekommen, da es durch Anlassvorgänge, bedingt duch die Bauteilinnentemperatur, wieder zu Normalisierungsvorgängen kommt.
Aus diesem Grund werden auch so Verfahren wie Einsatz- oder Nitrierhärten verwendet, um die Oberflächen von großen Bauteilen zu härten. Die martensitische Härtung ist da nicht möglich.

Grüße von Marcel.

PS: Ich will damit nicht sagen, dass man mit dem Brenner das Bauteil nicht beschädigen kann, aber kritische Abkühlgeschwindigkeiten wirst Du wohl nicht erreichen.
XJ 5.3 Coupé (1975) und XJS V12 Convertible (1994)
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Offline Peter Pleyer

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #8 am: Fr.29.Dez 2006/ 12:37:46 »
Jo.. ;D...der marcel hat den Punkt auf dens ankommt gut umschrieben und mit Fachbegriffen erschlagen... :D :D :D.
Also ersma isses massiv, heisst das Auge da ist so von 10mm Wandstaerke mindestens rundum...und hinten als Waermebruecke dienlich sitzt ja der Anschluss an den Querlenker...da ist Material genug. Ziel so einer Aktion ist ja nicht das Bauteil generell zu erwaermen sondern nur PUNKTUELL am Umfang des Kegelsitzes. Da relativiert sich auch die Temperaturangabe, bei gelb liegst du mit 800° noch recht niedrig, das geht schon mehr an knapp 1000° ran. Allerdings: PUNKTUELL, heisst wenn der Punkt gelb wird, hoehrt man auf und greift zum MOTTEK! Die Umfangsdehnung reicht aus um dem Kegel die Vorspannung zu nehmen. Abkuehlen erfolgt dann durch Warten, die eingebrachte Waermemenge ist unkritisch, (wie gesagt auf die Temp. kommt es hier nur in zweiter Linie an) die Abkuehlgeschwindigkeit wird hauptsaechlich durch das umgebende Material bestimmt da die Oberflaeche sehr gering ist. Und das heisst eben dass es recht langsam abkuehlt.
Schmiedeteile sind ausserdem grade gegen sowas sehr unempfindlich, da erstens die Herstellung ja schon nach dem gleichen Prinzip erfolgte und zweitens die Faserausrichtung gegeben ist, ein Verzug damit nicht zu befuerchten waere. Man muss das ein paar mal gemacht haben um zu sehen wie sich das (unspektakulaer) abspielt.
Gruss
Peter :xxx
 
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Offline Peter. J. Ortmann

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Re: Vorderachse Querlenkerkugelgelenk
« Antwort #9 am: Fr.29.Dez 2006/ 19:09:03 »

Aus diesem Grund werden auch so Verfahren wie Einsatz- oder Nitrierhärten verwendet, um die Oberflächen von großen Bauteilen zu härten. Die martensitische Härtung ist da nicht möglich.

Hallo Marcel,  auch auf die gefahr, daß wir einander vorbeireden -  martensitisches randgefüge ist sinn und zweck der einsatzhärtung.  Im übrigen geht es nicht um Härte definitionsgemäß  als widerstand gegen plastische verformung, sondern um Festigkeit  also widerstand gegen rissausbreitung.  Meine kritik am peter-verfahren bezieht sich auf punkt b,  nach seinen letzten ausführungen nicht ganz aus der luft gegriffen wie ich  fürchte. 

Auch sehe ich keine Normalisierung,  da das tempgefälle zwischen wez und matrix hierfür wohl zu hoch wäre. Ich sehe hier eher den vergleich mit einer schweißzone, aber das ist vermutung. Vielleicht hast du recht und peter wird das teil sägen und ätzen und schlußendlich den beweis liefern wollen  :D

Nix für ungut: Peter



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